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Alltag eines Tea Tasters, 1. Aufguss


„Was ist denn das, ein Tea Taster? Kann man das lernen?“ Solche oder sinngemäß vergleichbare Fragen höre ich nur allzu oft, wenn ich jemandem erzähle, was ich beruflich mache (und meine Frau dreht sich dann meistens um, weil sie die Geschichte schon so oft gehört hat). Ehrlicherweise muss ich zugeben: ich wusste selbst nicht genau, was ein „Tea Taster“ so macht, als ich vor mehr als 15 Jahren meinen ersten Arbeitstag in einem Tee-Unternehmen hatte.

Wie wird man Tea Taster?

Mit gerade einmal gut 40 Personen, die sich hauptberuflich „Tea Taster“ nennen, gehört dieser Beruf zu einem der seltensten in ganz Deutschland!

Im Gegensatz zu einer klassischen Ausbildung, stellt der Beruf des Tea Tasters keine IHK- oder Handwerkskammer-zertifizierte Ausbildung dar, sondern ist ein typischer „learning by doing“ Beruf. Ausgehend von einer – in der Regel – kaufmännischen Ausbildung (z.B. Groß- und Außenhandel) verbringt man anschließend sehr, sehr, sehr viel Zeit im Verkostungsraum.

An der Seite eines erfahrenen Tea Tasters lernt man durch kontinuierliche Verkostungen sein sensorisches Gedächtnis zu schulen und die Schubladen in seinem Geschmacksgedächtnis nach und nach zu füllen. Dabei geht es nicht nur darum, abzuspeichern, wie bestimmte Teesorten schmecken sollen, sondern auch darum, welche Fehlnoten es gibt und wie diese schnell und eindeutig zu erkennen sind. Dieser Werdegang dauert im Schnitt etwa 5-6 Jahre, bis man selbstständig die gleichen Entscheidungen trifft wie sein Ausbilder.

Diese Dinge sind tabu im Tea Taster Alltag

Grundsätzlich kann jeder, der interessiert am Riechen und Schmecken ist, die Ausbildung zum Tea Taster anstreben - etwa 2/3 der Bevölkerung hat die physiologische Veranlagung zum Sensoriker. Ein paar Einschränkungen während des Arbeitstages gibt es schon. Zum Beispiel gibt es in unserem Büro keine Kaffeemaschine (man munkelt, dass manche Kollegen heimlich mittags zum Bäcker fahren…). Scharfes Essen, starke Gewürze oder Knoblauch und Co. sind in der Mittagspause tabu. Ebenso trübt Alkohol die objektive Bewertung, aber es hat auch andere Gründe, weshalb day drinking vermieden werden sollte :-)

Den persönlichen Geschmack ausschalten

Ein Aspekt wird bei all den Ausführungen gerne übersehen, welcher allerdings essentiell ist: wir Tea Taster müssen lernen, unseren persönlichen Geschmack auszuschalten! Es geht nicht darum, ob uns der Tee, den wir gerade verkosten, persönlich schmeckt und wir ihn selber gerne trinken oder nicht. Es geht schlicht und ergreifend darum, ob der Tee so schmeckt, wie er soll

Eine der häufigsten Fragen, die wir erhalten, lautet: „Was ist denn eigentlich Ihr Lieblingstee?“ (vermutlich würde ich selber diese Frage z.B. auch einem Winzer stellen…). Derzeit verfügt unser Sortiment über rund 400 Sorten Tee. Sich auf eine Sorte festzulegen, ist da ziemlich schwer bis unmöglich! Im Grunde kann ich das ganze Jahr über jeden Tag eine andere Sorte trinken, ohne dass es langweilig wird. Die meisten Tea Taster haben Vorlieben, aber wie wir auch kulinarisch mit den Jahreszeiten gehen, so ist es in der Regel auch in der Tasse: Abwechslung heißt das Motto! Im Sommer essen wir ja auch nicht das Gleiche, wie im Winter, oder?

Die viel interessantere Fragestellung lautet eigentlich: „Welche Sorte mag ich gar nicht?“, denn zu meinem Job gehört nicht nur die Sorten zu verkosten, die mir selber schmecken. Ich kenne keinen Tea Taster, der wirklich alle Teesorten mag, die er (oder sie) verkosten muss. In meinem Fall sind es Jasmin und Pu-Erh Tee, die ich gerne möglichst „schnell“ verkoste und dann weiter gehe! :-)

Autor: Daniel Mack, Leitung Tee-Einkauf
Seit fast 20 Jahren arbeitet er im deutschen Teehandel und ist bei TeeGschwendner verantwortlich für den Einkauf der Tee-Rohwaren aus aller Welt. Als Tea Taster liegen seine Schwerpunkte im Bereich Südostasien, Indien und den „Exoten“ wie Neuseeland und Georgien.

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