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Alltag eines Tea Tasters, 4. Aufguss


Die meisten neuen Auszubildenden freuen sich auf ihren ersten Besuch in der „Tee-Abteilung“. So lautet der interne Begriff für die eher dröge Bezeichnung „Einkaufsabteilung, Fachrichtung Tee und Rohwaren“ – da klingt Tee-Abteilung doch gleich viel schöner! Neben dem eigentlichen Verkosten, freuen sich die Auszubildenden auch immer wieder besonders auf die Produktentwicklung. Fast jede/r träumt davon, im Rahmen der Ausbildungszeit einen eigenen Tee zu kreieren. 
Fun fact: es hat sogar einmal ein Tee eines Auszubildenden ins Trend-Sortiment geschafft. Noch viel funnier fact: diesen Auszubildenden haben wir dann selbstverständlich übernommen! ? 

Inspiration finden für neue Teemischungen 

Das Thema Produktentwicklung ist ein ganz eigenständiger Aspekt unserer täglichen Arbeit. Dabei geht es vielfach zu, wie beim Kochen oder Backen. Wir haben eine diffuse Idee und müssen diese „nur noch“ irgendwie zusammenmischen und fertig. Aber so leicht ist es natürlich nicht und wie bei so vielem steckt der Teufel im Detail. 
 Inspirationen für neue Mischungen kommen aus vielerlei Quellen. Das kann der tägliche Besuch im Supermarkt sein, diverse Zeitschriften, die wir abonniert haben (Food- und Kochzeitschriften), Besuche in den Ursprungsländern, Unterhaltungen mit Lieferanten, Messebesuche oder einfach die eigene Kreativität. Man sieht, die Ideen sind nahezu unerschöpflich und bei Weitem nicht alles, was wir uns ausdenken, schafft es auch ins Sortiment. 

Der Teename gibt die Richtung vor 

Bei aromatisierten Tees ist die Richtung oft schon durch den Namen vorgegeben, z.B. Mandelmilch, Salzcaramel oder Creme d'Orange. Dieser Trend zu eindeutigen Namen ist seit einigen Jahren deutlich spürbar. Die Zeiten von „Alibabas 1000 Düfte“ und „Garten der Sinne“, bei denen niemand wirklich versteht, welche Geschmacksrichtung dahintersteht, sind lange vorbei. Wichtig bei der Entwicklung von authentischen, aromatisierten Mischungen, ist eben genau diese Authentizität. Die namensgebende Zutat soll idealerweise auch in nennenswertem Umfang enthalten sein. Also keine Rooibos-Mischung „Blaubeere“ ohne echte Blaubeeren – sic! Das ist auch der Grund, weshalb manche Ideen noch in den Schubladen schlummern: wir finden einfach die Zutaten in getrockneter Form nicht! 

Was steckt eigentlich hinter Tee-Blends? 

Genauso eine Entwicklung gibt es allerdings auch bei sog. Orthodoxen Tees, also Teesorten oder Mischungen, die nur aus Tee bestehen und ohne weitere Zutaten auskommen. English Breakfast oder Ostfriesentee sind nur zwei Beispiele dieser sog. „Blends“. Der Name erinnert nicht von ungefähr an Whiskey, denn vom Blend spricht man, wenn man verschiedene, einzelne Chargen des gleichen Ausgangsproduktes – in diesem Fall Tee – miteinander kombiniert, um einen bestimmten Geschmack oder eine bestimmte Eigenschaft (harmoniert mit Milch) erreichen möchte. 
Bei traditionellen Blends ist vor allen Dingen die Erfahrung der Tea Taster entscheidend. Je mehr Tassen wir bisher probiert haben, desto eher verstehen wir, welche Ursprünge womit harmonieren. Darüber hinaus ist die Kenntnis der jeweiligen Ernte entscheidend. Ist Assam in diesem Jahr wieder so malzig, wie im vergangenen Jahr? Ist Ceylon spritzig genug für meinen gewünschten Geschmack oder muss doch noch eine Kiste Südindien in den Blend? 
Dabei wird ganz viel „von Hand“ ausgemischt, kleine, repräsentative Mischungen zu 100g hergestellt und verkostet, ob die Idee im Kopf auch den Gaumen überzeugt. Jede einzelne Charge dieser Blends wird persönlich von den Tea Tastern festgelegt, da hilft auch kein ChatGPT, denn der kann ja (noch) nicht schmecken. 

Ganz viel Liebe zum Detail 

Egal ob aromatisiert oder orthodox, in der Entwicklung steckt ganz viel Liebe zum Detail und Persönlichkeit der Tea Taster. Von den insgesamt 5 Tea Tastern bei TeeGschwendner hat jede/r eigene, ganz spezielle Vorlieben. Ich tue mich z.B. sehr schwer mit aromatisierten Grüntees. Lukas Parobij hat dafür ein Händchen für Kräutertee und Jennifer Rühl ist die Queen of Rooibos! 
Für jede erfolgreiche Mischung, die es ins Sortiment schafft, liegen unzählige Fehlversuche auf dem Ideen-Friedhof. Aber je mehr Trial & Error wir erarbeiten, desto besser wird unser Verständnis für die Produkte und desto schneller gelangen wir zu einem Erfolg. Manche Mischung braucht dann einfach noch ein bisschen länger, bis sie gelingen will. Aber am Ende wird alles gut…oder lecker – wie man es auch betrachten mag!
Autor: Daniel Mack, Leitung Tee-Einkauf
Seit fast 20 Jahren arbeitet er im deutschen Teehandel und ist bei TeeGschwendner verantwortlich für den Einkauf der Tee-Rohwaren aus aller Welt. Als Tea Taster liegen seine Schwerpunkte im Bereich Südostasien, Indien und den „Exoten“ wie Neuseeland und Georgien.