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Die schönste Teezeit des Jahres


Auf die Frage, was ich denn da in meiner Tasse habe, antworte ich in der Regel mit „Japanischer Grüntee“, „Himalaya First Flush“ oder „Oolong“. Was man eben als Tea Taster gerade so vor sich hat, es kommen ja andauernd frische Muster auf unseren (Verkostungs-)Tisch. Unser Jahr ist, genau wie unsere Trinkgewohnheiten, bunt gemischt.

Ein paar Konstanten gibt es aber dennoch in meinem ganz persönlichen Teeregal zu Hause. Da wären z.B. Nr. 946 Karl-Heinz zum Herbst oder Nr. 1461 Mainzelmännchens Winterapfel zur Weihnachtszeit! Für manche Tee-Connaisseure hört sich das im ersten Moment vielleicht an, als würde ein Winzer sich plötzlich Glühwein einschenken. Aber auch ein Tea Taster greift gerne mal zum Früchte- oder Kräutertee!

Tee ist in Deutschland ein Winter-Getränk

Traditionell ist Tee in Deutschland ein Winter-Getränk. Mehr als 70% des Jahresumsatzes machen Teehändler in der kalten Jahreszeit, also etwa von November bis Februar. Anders als in Ländern, die selbst Tee anbauen (China, Japan), wird Tee hierzulande nahezu ausschließlich als Heißgetränk konsumiert und im Sommer haben die Deutschen – aller Empfehlungen zum Trotz – lieber ein Getränk mit Eiswürfeln auf dem Tisch.

Über das Jahr verteilt sind häufig Grüne Tees aus Südkorea oder Japan unter den Top Ten der meistverkauften Tees, doch spätestens ab November dreht sich das Blatt. Nr. 999 Weihnachtstee Meistermischung, Nr. 1402 Adventsfrüchtetee oder der o.g. Nr. 1461 Mainzelmännchens Winterapfel stürmen dann mit Vollgas in die Hitliste. Woher kommt das bloß?

Warum sind ausgerechnet würzige Tees so beliebt zur Weihnachtszeit?

Weihnachten ist traditionell die Zeit im Jahr, in der „verschwenderisch“ mit teuren Dingen umgegangen wird. Es werden Geschenke für die Liebsten gekauft, an den Weihnachtstagen wird festlich gegessen und getrunken und ausgelassen gefeiert. Und was gehört dazu? Weihnachtliche Geschmäcker – Zimt, Vanille, Nelke, Kardamom und Co. sind fester Bestandteil des Novembers/Dezembers.

Historisch gesehen stellten diese exotischen Gewürze immer schon ein Luxusgut dar, wie es aktuell die Vanille mit teils fünffachen Preisen, wieder ist. Gewürze wurden nie verschwenderisch in der Küche verwendet, weil sie auf einem langen, beschwerlichen und teure Weg beschafft werden muss. Die einzige Zeit also, in der man sich diese teuren Zutaten leisten wollte, war die Adventszeit. So haben geschichtlich gesehen, die „typischen“ Weihnachtsgewürze den Einzug in deutsche Haushalte gefunden.

Es duftet weihnachtlich in der Tasse

Und genau deshalb erfreuen sich auch Tees mit diesen Geschmackrichtungen jedes Jahr aufs Neue großer Beliebtheit. Der Duft nach Weihnachten liegt dann in der Luft und verleitet mitunter selbst hartgesottene Kaffeetrinker zu einer Tasse Nr. 1456 Kaminfeuer oder Nr. 1040 Väterchen Frost.

Dem „Zauber von Weihnachten“ kann sich einfach niemand entziehen – auch und erst recht wir Tea Taster nicht. Darum hoch die Tassen, lasst uns besinnlich und wohlig-würzig auf die kommenden Feiertage und die schönste Tee-Zeit des Jahres anstoßen!

Autor: Daniel Mack, Leitung Tee-Einkauf
Seit fast 20 Jahren arbeitet er im deutschen Teehandel und ist bei TeeGschwendner verantwortlich für den Einkauf der Tee-Rohwaren aus aller Welt. Als Tea Taster liegen seine Schwerpunkte im Bereich Südostasien, Indien und den „Exoten“ wie Neuseeland und Georgien.

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