Alltag eines Tea Tasters, 3. Aufguss
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Offensichtlich ist das Leben eines Tea Tasters ziemlich spannend – zumindest für mich, denn sonst hätte ich wahrscheinlich nicht diesen Beruf gewählt! Einen wichtigen Aspekt unserer Arbeit habe ich bislang nicht angesprochen. Beim Schreiben des zweiten Artikels ist mir dann aufgegangen, dass er so elementar ist, dass ich ihm einen eigenen Beitrag widmen möchte: dem Reisen in die Ursprungsländer!
Dank der Liebe zum Tee spielen kulturelle Unterschiede keine Rolle mehr
Wir alle reisen sicherlich gerne und auch wenn die Destinationen unterschiedlich sind, so viele Gemeinsamkeiten haben die unterschiedlichen Ziele, wie China, Indien, Nepal, Japan oder Myanmar. Denn egal, wo wir uns befinden, sobald es um den Tee geht, spielen kulturelle Unterschiede kaum noch eine Rolle, denn wie durch Zauberhand sind wir allesamt vom gleichen Schlag: Tee-verrückt!
Als Tea Taster sollte man entsprechend nicht nur gut Englisch sprechen, sondern allem voran auch offen anderen Kulturen gegenüber sein – schließlich sind wir auf „ferne“ Länder angewiesen, denn Tee wächst nun mal nicht in Europa (jedenfalls nicht in relevanten Mengen, es gibt lediglich ein paar Liebhaber-„Teegärten“).
So unterschiedlich die Teesorten, so unterschiedlich auch die Herkunftsländer. Dabei ist jedes auf seine eigene Weise wunderschön und faszinierend. Tee wächst mitunter an den schönsten Orten dieser Erde und wird in unserem Fall (loser Premiumtee) mit viel Herzblut und Hingabe zum Produkt hergestellt. Man muss sich nur einmal vor Augen führen: möchte jemand mit Tee alleine Geld verdienen, dann stellt er (oder sie) vermutlich große Mengen homogener CTC her, die man zu sehr (sehr!) günstigen Preisen an Teebeutelhersteller verkaufen kann. 5 Tonnen uniform – kein Problem.
Tee als elementarer Kulturbestandteil
Hat man allerdings Tee als elementaren Kulturbestandteil begriffen, dann offenbart sich die wunderschöne Kunst des Handwerks und einzigartige Geschmäcker kommen zum Vorschein!
- Das Know-How, das mitunter von Generation zu Generation von den Eltern an die Kinder übergeben wurde
- Die Hingabe zu einem Agrarprodukt, denn Tee wächst immer noch auf Feldern unter freiem Himmel und in guter Erde
- Der Charakter des Teamakers, der seine ganz persönliche, eigene Handschrift im Tee hinterlässt
- Die kleinen, feinen Geheimnisse, die einen Tee unverwechselbar machen können
- Der Stolz, am Ende ein fertiges Produkt in der Hand zu halten, das man trinken, genießen und teilen kann!
All diese Aspekte erlebe ich in jedem(!) Land, das ich bislang bereist habe – ganz gleich, ob es sich dabei um Teebauern aus China, Japan, Vietnam, Indonesien oder Österreich (Kräuter) handelt! Allesamt haben sich aus den o.g. Gründen für den hochkomplexen und risikoreichen Anbau und die Verarbeitung von Spitzentee entschieden und tun dies aus Überzeugung und mit jeder Menge Herzblut und Hingabe. Diese Faszination ist einzigartig und zieht sich, wie in kaum einer anderen Branche, vom Erzeuger, über den Händler, bis hin zum Endverbraucher – quasi von Indien, Nepal und Myanmar bis nach Braunschweig, Nürnberg oder Flensburg!
So unterschiedlich die Teesorten, so unterschiedlich sind auch die Persönlichkeiten der Menschen, die sich beruflich mit Tee beschäftigen. Aber alle vereint die Liebe zu diesem einzigartigen Naturprodukt – auf die eine oder andere Weise. Nach einem langen, gemeinsamen Weg ist es dann umso schöner, wenn man irgendwann bei einer Tasse Tee zusammensitzt und sich darüber bewusst wird, dass eine Kunden-Lieferanten-Beziehung auch weit darüber hinaus gehen kann – und aus Geschäftspartnern auch Freunde werden können!