Tag des losen Tees
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Kennen Sie diese Geschichte, dass in Teebeuteln angeblich der vom Boden der Teefabrik zusammengekehrte Staub abgefüllt sein soll? Selbst ich als großer Verfechter des losen Tees sehe darin eine Fehlinformation, bzw. einen Übersetzungsfehler: Teeproduzenten sprechen von den Blattgraden „Fannings“ und „Dust“ bei den Blattanteilen, die selbst noch durch das feinste Sortiersieb rieseln. Tatsächlich kann selbst in den mit solch pudrig feinen Partikeln gefüllten 08/15-Teebeuteln ein Tee aus einer richtig guten Lage abgefüllt sein (und hier meine ich mit Lage den Teegarten – nicht den Fabrikboden :-)). Aber ein ganz großes Problem der Teebeutel, die mit so fein granulierten Teeanteilen gefüllt sind: je kleiner die Partikel, desto mehr Oberfläche weist die gleiche Teemenge auf. Und über diese Oberfläche verliert der Tee schnell an Aroma. Es kann also noch so guter Tee in die Beutel gefüllt worden sein – die feineren Nuancen verflüchtigen sich schnell.
Der Deutsche Tee & Kräutertee Verband e.V. hat in seinem ‚Tee Report 2020‘ veröffentlicht, dass 60% des in Deutschland verkauften Schwarz- und Grüntees als loser Tee gehandelt wird, nur 40% entfallen auf Teebeutel. Aber bei den Kräuter- und Früchtetees sieht es ganz anders aus: nur 10% lose Ware und 90% Teebeutel (Quelle: www.teeverband.de).
So köstlich kann loser Kräutertee sein
Aua! Vermutlich kennt jeder von uns aus der Kindheit den typischen Kräutertee bei Erkältungskrankheiten: aufgebrüht mit Teebeuteln, die seit Jahren in einer geöffneten Schachtel im Küchenschrank stehen. Kein Wunder, dass in Deutschland so viele Menschen Pfefferminztee als notwendiges Übel bei Schnupfen und Kopfschmerzen betrachten, weil sie nie erfahren haben, wie köstlich er sein kann.
Minztee aus ganzen Blättern – wow – da warten die ätherischen Öle mit viel mehr Geduld und Power darauf, ihren frischen Duft erst dann freizusetzen, wenn Sie sich dazu entscheiden, einen leckeren Becher zuzubereiten. Was für eine Freude es ist, Kamillentee mit ganzen Blütenköpfen oder Apfelminze aus großen Blättern zuzubereiten.
Loser Tee bedeutet mehr Freiheit in der Zubereitung
Aber nicht nur die Frische macht mich zu einem überzeugten Fan losen Tees. Vorportionierter Tee im Aufgussbeutel oder in der Kapsel für Teemaschinen hat in meinen Augen den Nachteil, dass mir jemand anders meine Portionsgröße oder Dosierung vorgibt. Ok, wenn ich auf Reisen bin, nehme ich mir auch MasterBags mit, die vorportioniert sind – das ist im Hotel praktisch und oft eine Rettung, wenn man sieht, welche überlagerten Simpel-Teebeutel dort meist angeboten werden. Außerdem enthalten die MasterBags® die identische Blattgröße wie der Tee im losen Verkauf – damit entfällt zum Glück das Frische-Problem. Wenn ich mir aber zuhause oder im Büro Tee zubereite, ist es immer loser Tee. Probieren Sie es mal aus: etwas stärker dosiert und dafür kürzere Ziehzeit ist bei vielen Tees ein geschmacklicher Gewinn. Da können Sie mit losem Tee viel besser experimentieren.
Wenn Sie losen Tee nach der Zweikannen-Methode aufgießen und für die Zubereitung eine Glaskanne verwenden, bietet sich ein wunderschönes Schauspiel: wie die Teeblätter in der Kanne tanzen, sich entfalten und dabei aufsteigen oder absinken – das ist für mich schon ein Teil des Teegenusses … sofern ich wirklich losen Tee verwende.
Ob griechischer Bergtee, chinesischer Mao Feng, ein würzig-weicher Schwarztee aus Laos oder oder oder – welchen Tee Sie sich auch zubereiten, denken Sie doch am 16.10., dem Tag des losen Tees, einmal mitleidig an die armen Zeitgenossen, die nur Beuteltee kennen.