Tee aus Kolumbien: El Chocó
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Freiheit und Ordnung … und die Entdeckung des Tees
Woran denken Sie, wenn Sie das Stichwort „Kolumbien“ hören? Südamerika, tropische Hitze, der Koka-Strauch und seine Derivate, Militärdiktatur und Freiheitskämpfe? Dann geht es Ihnen so wie uns, als uns ein kleines, unscheinbares Päckchen erreichte.
Wer an Tee denkt, dem kommen sofort Bilder von fernen Ländern ins Gedächtnis. Malerisch-grüne Hügel im Himalaya, endlose Teegärten in China und Zeremonien in Japan. Handgerollte Jasmintees, grasig-duftende Senchas oder kräftig-malzige Assam-Tees rufen da aus dem imaginären Teeschrank.
Nie zuvor hatten wir Muster von klassischem Tee (camellia sinensis) aus Kolumbien erhalten. Umso gespannter waren wir, als wir das Päckchen öffneten. Was uns erwartete, hätte verblüffender nicht sein können: „Hola Señores TeeGschwendner!“
Goodbye Deutschland mit Tee aus der Heimat? Nein, weit gefehlt, es handelte sich nicht um einen ausgewanderten Stammkunden, sondern um Santiago Gonzalez, mit dem wir fortan viele eMails, Telefonate und Besuche austauschen sollten.
Santiago hatte vor einigen Jahren die World Tea Expo in Las Vegas besucht, bei der wir auch Aussteller waren. Offenbar blieb der Kontakt so positiv im Gedächtnis, dass er sich fortan daran machte, seinen Tee nach Deutschland zu bringen und als erste Adresse ein Familienunternehmen aus Meckenheim im Sinn hatte. Schon bald machte sich also das kleine Paket auf die 9240km lange Reise um die halbe Welt.
Agricola Himalaya, der einzige Teegarten Kolumbiens
Wie sich herausstellte, existiert bereits seit mehr als 55 Jahren, fast verborgen vor der restlichen (Tee)Welt, eine kleine Perle Südamerikas: Agricola Himalaya (lassen Sie sich nicht vom Namen täuschen), der einzige Teegarten Kolumbiens!
Ursprünglich als Gastgeschenk aus Sri Lanka mitgebracht, haben es die camellia sinensis Pflanzen doch tatsächlich geschafft auf mehr als 1800m über dem Meeresspiegel heimisch zu werden – welche Anpassungsfähigkeit!
Ganz im Westen Kolumbiens, in der Region Chocó wachsen und gedeihen die Teesträucher auf gut 51 Hektar Land, umgeben von Regen- und Primärwald unter besten Bio-Bedingungen. Sie hatten Zeit, sich zu entwickeln, sich zu akklimatisieren, sich anzupassen. Und ihren ganz eigenen Charakter auszubilden.
Neben der Teeherstellung ist es den Besitzern gelungen, auch die örtliche Bevölkerung vor der Landflucht zu bewahren, es wurde im Laufe der Jahre eine Stiftung gegründet, die den Familien im Teegarten ermöglicht, ein gutes Leben ohne Einschränkungen zu führen. Damit einhergehend wurde der umgebende Regenwald mit seinen über 1000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten unter Schutz gestellt – zum Wohle des Ökosystems (das auch dem Tee zu Gute kommt) und der Menschen.
Geschmackliche Verwandschaft zu Ceylon, mit dennoch starker Eigennote
Geschmacklich kann der Kolumbien El Chocó seine Wurzeln aus Sri Lanka nicht leugnen. Dennoch liegt eine gewisse Eigenheit in diesem Tee, der – anders als seine Geschwister – sehr wohl goldene Tips aufweist. Da mag die Magie der Anden wohl ihren Anteil dran haben – soll sie auch, denn das ist gut so!
Wir sind jedenfalls begeistert von diesem Schatz, denn unentdeckte, weiße Flecken auf der (Tee)Weltkarte gibt es heute nur noch sehr, sehr selten. Umso schöner, wenn diese dann auch noch ihren Weg in unser Sortiment finden.
Muchas gracias Santiago!