Was ist eigentlich Oolong?
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Wirft man einen Blick auf die aktuellen Statistiken vom Teeverband, scheinen nur die orthodoxen Teesorten Schwarzer und Grüner Tee eine Rolle zu spielen. Von Oolong ist keine Rede. Bestätigt wird dieser Eindruck, wenn man durch den örtlichen Supermarkt am Teeregal nach dieser Sorte sucht. Da scheinen selbst Weiße Tees häufiger vorzukommen. Doch wozu gibt es Fachgeschäfte? Eben dafür ?
Folgen wir der Farbenlehre des Tees, so mutet der Name Oolong etwas seltsam an. Es gibt Schwarztee, Grüntee, Weißen Tee sowie Gelben Tee und natürlich den postfermentierten Pu Er.
Oolong bedeutet direkt übersetzt „Schwarzer Drache“, da ursprüngliche, dunkel geröstete Oolong aus offen gerollten Blättern eine leichte Wellenbewegung des Blattes aufweisen, die man mit mehr oder weniger Fantasie mit einem Drachen assoziieren kann. Doch es gibt auch die alternative Bezeichnung Blauer Tee, die ein bisschen missverständlich ist, da das chinesische Schriftzeichen sowohl Grün als auch Blau bedeuten kann und darüber hinaus auch Farbnuancen zwischen diesen beiden Farben bezeichnet werden können.
Und damit können wir bereits die Brücke zur Definition von Oolong schlagen, denn die Farbzwischentöne sind genau das, was diesen Tee ausmachen. Während Grüner Tee keine Oxidation erfährt und daher grün bleibt, muss Schwarzer Tee lange oxidieren, wie es ein Apfel tut, nachdem man ihn angeschnitten hat. Trocknet man die braunen Blätter, ziehen sie sich zusammen und wirken so dunkel, dass sie farblich Schwarz am nächsten kommen. Oolong hingegen bildet die ganze Bandbreite zwischen Grün- und Schwarztee ab.
Helle Oolong Sorten
Helle Oolong Sorten sind so grün, dass man sie optisch schwer von Grüntee unterscheiden kann. Ein gutes Beispiel dafür ist der Vergleich zwischen unserem Rainforest Rescue Tea, Nr. 865 und Java Oolong Barisan, Nr. 861. Beide Sorten stammen vom gleichen Hersteller in Indonesien, doch der Unterschied ist, dass beim Grüntee die geernteten Blätter sofort kurz erhitzt werden, damit der Tee nicht oxidieren kann. Beim Oolong hingegen spart man sich das Erhitzen und lässt die Blätter zunächst welken. Dann werden die Blätter sehr vorsichtig geschüttelt, damit die Zellen im Blatt leicht aufbrechen und eine Oxidation im Inneren des Blattes und an den Rändern erfolgen kann. Manchmal sieht man stärkere Oxidationsspuren am Blatt anhand von bräunlichen Verfärbungen, doch eine leichte Oxidation fällt farblich kaum auf. Dennoch ändert sich die Art des Grüns und es kann einen leichten Blaustich bekommen, womit sich der Kreis zur Bezeichnung „Blauer Tee“ schließt.
Helle Oolong Sorten haben meistens einen sehr floralen Charakter und erinnern an Blütenduft von Sträuchern, wie beispielsweise beim Java Oolong Barisan. Interessant wird es, wenn man solch einen Oolong vorsichtig und immer wieder röstet, denn dann entfalten sich zusätzlich süßliche, Karamell-artige Aromen, wie beim Neuseeland Zealong Oolong, Nr. 670.
Dunkle Oolong Sorten
Lässt man Oolong mehr Zeit zum Oxidieren, dann verfärben sich die Blätter ähnlich dunkel, wie wir es bei Schwarztee auch kennen. In extremen Fällen sind sie von Schwarztees äußerlich kaum noch zu unterscheiden, sind aber deutlich floraler, aromatischer und in der Tasse viel milder. Daher eignen sie sich auch nicht für die Zubereitung mit Milch und Zucker, da ihnen die Tannine fehlen. Ein Beispiel für einen lange oxidierten Oolong ist unser Formosa Superior Fancy Oolong Taifu, Nr. 630. Der Tee stammt aus Taiwan, einem Land, das für Oolong-Spezialitäten steht wie kaum ein anderes. Dieser Oolong hat einen hohen Oxidationsgrad und erinnert äußerlich ein bisschen an Darjeeling Second Flush, hat ebenfalls eine leichte Muscatelnote, doch eben auch die für Oolong typische Süße im Duft und milde Tasse.