Zurück in die Zukunft – oder wie meine Liebe zu Myanmar begann
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Ein paar Wochen später trudelte der Reisepass ein, der Flug war schon gebucht und die Koffer gepackt. Wie wohl das Wetter dort ist? Ich hatte mal vorsichtshalber meine Übergangsjacke eingepackt – völlig überflüssigerweise, wie sich herausstellen sollte, bei 37°C und 90% Luftfeuchtigkeit hätte ich besser mal ein paar kurze Hosen mitgenommen.
Es war spät in Yangon, als ich gelandet war. Einige Scheine US-Dollar hatte ich mitgenommen, die einheimische Währung Kyat war in Deutschland nicht zu bekommen.
Im Hotel angekommen, wurde ich zuerst einmal darüber informiert, dass es zur Zeit vermehrt zu Stromausfällen kommen könnte, man sich also nicht wundern sollte, wenn es auf einmal dunkel im Zimmer wird. Die Stadtverwaltung werde sich aber nach den Feiertagen (es war Mitte April) darum kümmern.
Das war 2014.
Einladung der GIZ nach Myanmar
Zugegeben, diese Einleitung hätte auch aus den 1970er Jahren stammen können, aber tatsächlich hat sich Myanmar erst vor wenigen Jahren der Welt geöffnet. Entsprechend viel „Nachholbedarf“ gibt es vielerorts. Heute verfügen die meisten Hotels zwar über Spannungsüberbrücker, aber unbeaufsichtigt sollte man dennoch kein Handy laden.
Ebenso rudimentär wie die Infrastruktur seinerzeit, war auch die Teeverarbeitung, als ich vor 5 Jahren das erste Mal in dieses wundervolle Land reiste.
Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hatte mich eingeladen, das Potential der heimischen Teebauern zu beurteilen. Schnell wurde klar: hier steckt noch eine Menge Arbeit drin!
Zwar gibt es Tee und seine Verarbeitung in Myanmar seit mehr als 5000 Jahren, allerdings hatte das Land aufgrund seiner jahrzehntelangen Isolation den Anschluss an moderne Verarbeitungsmethoden verloren. Ebenso wurden wild wachsende Pflanzen beerntet, von geplanter Kultivierung, wie sie in Indien oder China gang und gäbe ist, keine Spur.
Aber Motivation war vorhanden; und was für Welche!
Ich hatte Muster aus aller Welt in meinem Koffer, chinesischer Tee (den kannte man), japanischen Tee (davon hatte man gehört) und Spezialitäten aus Neuseeland (das war unvorstellbar) und gemeinsam mit mehr als 25 Vertretern aus ganz Myanmar haben wir das erste (improvisierte) gemeinsame Tea Tasting des noch jungen, sich im Aufbau befindlichen Teeverbandes abgehalten. Der Grundstein für Verbesserung der Qualitäten und den Wunsch, irgendwann einmal Tee nach Deutschland zu exportieren, war gelegt!
Seither ist viel passiert. Jedes Jahr reise ich aufs Neue in dieses Land, das sich in einem rasanten Tempo entwickelt.
Gemeinsam mit der GIZ wurde viel bewegt – sowohl hinsichtlich der Teefabrik und des Lagers, aber auch hinsichtlich der Organisation und Struktur.
Mittlerweile erreichen uns Fotos der Teebauern via Facebook und WhatsApp; eine permanente Versorgung mit Strom fehlt dennoch weiterhin. Aber das stört nicht weiter, irgendwer wird schon einen (halb)vollen Akku haben.
Auch die Teefabrik und die Teebauern entwickeln sich in raschem Tempo, lernen voneinander, von uns, von der GIZ und von der Welt – dem Internet sei Dank. So konnte beispielsweise die Trocknungsanlage in 2018 erfolgreich auf Gas umgebaut werden, bis vor wenigen Jahren nahezu unvorstellbar, musste man doch über Generationen hinweg Feuerholz sammeln.
Eine Bio-Kontrollstelle ist mittlerweile ebenfalls vor Ort und arbeitet eng mit den Teebauern zusammen. Eine Zertifizierung ist in vollem Gange und die Teebauern nehmen die Arbeit auf den Feldern sehr ernst.
Es wird nicht mehr lange dauern, bis der erste Grüntee aus Myanmar in unseren Geschäften verfügbar ist. Ein Foto von Nr. 596 Myanmar Green Pindaya habe ich bereits per Facebook versprochen, sobald die Packungen ausgeliefert werden.
Vorfreude auf die nächste Reise ins Goldene Land
Was mich im März diesen Jahres wohl erwartet auf meiner nächsten Reise? Das weiß keiner so genau. Mittlerweile gibt es im Internationalen Flughafen in Yangon sogar schon das erste Fast Food Restaurant. Aber das interessiert die Teebauern nicht. Darum sollen sich mal „die Städter“ kümmern. Und um was kümmern sich die Teebauern? Das wird sich zeigen, vermutlich gibt es schon neue Pläne und Ideen, wie man die Teefabrik erweitern und verbessern kann, wie es um die Zertifizierung steht und und und.
Genügend Potential ist in jedem Fall vorhanden – der Wille und die Bereitschaft zur „restlichen Tee-Welt“ aufzuschließen in jedem Fall auch!